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Über (Sprach-)Grenzen springen – Schüler*innen berichten von ihrem Sprachaufenthalt

Ein anderes Land entdecken, eine fremde Sprache lernen, neue Freundschaften schliessen – ein Sprachaufenthalt ist eine einmalige Erfahrung. Doch wie fühlt es sich an, wenn man sich an einem unbekannten Ort zurechtfinden muss? Sechs Schüler*innen berichten von ihren Erlebnissen.

8. Mai 2025

«Mein Ziel: kompletter Kulturschock»

Seit letzten Sommer wohne ich in Taipei in Taiwan. Mit meinem Austauschjahr wollte ich mich herausfordern, und eine neue Kultur und Sprache kennenlernen. Deshalb fiel meine Wahl auf Taiwan – weit weg von zuhause und in jeglicher Hinsicht ganz anders als die Schweiz.

Diese Entscheidung habe ich nicht bereut: Taiwan ist ein wunderschönes, vielfältiges, gastfreundliches und interessantes Land. Es gefällt mir, dass ich mich hier alleine in einem komplett neuen Umfeld zurechtfinden muss, ohne Eltern oder Freunde, die mich unterstützen und begleiten. Ich lerne Chinesisch und komme in meiner taiwanesischen Schule mit einer anderen Welt in Berührung. Das Leben meiner Klassenkameraden ist nicht zu vergleichen mit dem von Teenagern in Europa.

Natürlich bringt so eine Erfahrung auch Herausforderndes mit sich. In der homogenen taiwanesischen Gesellschaft falle ich als Ausländerin permanent auf. Ich werde in der Schule besser behandelt und habe viele Privilegien. Teilweise haben die taiwanesischen Schüler*innen riesigen Respekt vor mir und so ist es schwierig, Freundinnen zu finden.

Dennoch geniesse ich meine Zeit hier sehr. Ich kann gar nicht aufzählen, was mir alles gefällt – es ist so viel!

Noreen Rupp ist 16 und besucht die Kantonsschule Limmattal. Sie verbringt das Schuljahr 2024/25 in Taipei, Taiwan.

«Der Humor verbindet die Menschen – trotz Sprachschwierigkeiten»

An meinem Sprachaufenthalt in der Bretagne gefiel mir vieles – zum Beispiel die leckeren Crêpes und die tollen Leute, die ich kennengelernt habe und die mir meinen Aufenthalt leichter gemacht haben. Trotz Verständnisproblemen haben wir uns Witze erzählt und uns schief gelacht. Humor verbindet.

Besondere Highlights waren die Fest-noz, und wenn ich meinem Gastvater geholfen habe, am Freitagabend Pizza und Brot zu verkaufen. Schwierig waren jedoch die langen Tage: Die Schule startete um 8 Uhr und endete erst um 17.30 Uhr, ausser am Mittwoch, wenn wir um 12 Uhr fertig waren. Dazu noch jeden Morgen und Abend eine halbe Stunde Fahrt mit dem Schulbus. Daran musste ich mich erst gewöhnen.

Doch rückblickend ist es ja das, was ich mir von einem Austauschsemester versprochen habe – eine Sprache vertiefen, in eine andere Kultur eintauchen und Neues erleben.

Adrián Sinués Girbau ist 16, besucht die Kantonsschule Wiedikon und verbrachte das Herbstsemester 2024/25 in der Bretagne, Frankreich.

«Ich bin selbstbewusster und toleranter geworden»

Ich befinde mich gerade im Austauschjahr, seit August 2024 lebe ich in Irland. Als neugierige und offene Person hat es mich gereizt, eine andere Kultur kennenzulernen und neue Erfahrungen zu machen.

Irland ist eine schöne Insel mit faszinierenden Landschaften. Die vielen Trips, die ich in verschiedene Regionen und Städte gemacht habe, werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. So sehr mich die Landschaft begeistert, so gewöhnungsbedürftig ist das Essen: Allzu oft stehen Fertiggerichte auf dem Menü.

Schulisch bin ich nicht sehr gefordert, der Stoff ist einfach. Das ist einerseits eine schöne Abwechslung zum strengen Schulalltag in Zürich, andererseits aber auch ein wenig gefährlich – vielleicht wird es schwierig, mich wieder einzufinden, wenn ich zurückkomme. Dieser Gedanke beschäftigt mich zwar manchmal, aber ich mache mich noch nicht grosse Sorgen. Zuerst geniesse ich die letzten Wochen in Irland.

Naima Müller ist 16 und besucht die Kantonsschule Limmattal. Sie verbringt das Schuljahr 2024/25 in Irland.

«Eine Infoveranstaltung weckte mein Interesse»

Als ich mich für ein Austauschjahr entschied, fiel meine Wahl auf die USA. Mir gefällt die Kultur und ich wollte alle Fast-Food-Restaurants ausprobieren.

Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, denn mein Jahr in Austin, Texas, gefiel mir ausserordentlich gut. Ich habe viele Freundschaften geschlossen und fand es super, dass der Schulsport in Amerika so eine grosse Rolle spielt.  So spielte ich regelmässig Fussball – und konnte damit die Kalorien der Fast-Food-Restaurantbesuche wieder loswerden :-).

Lucius Aeby ist 17 und besucht die Informatikmittelschule Hottingen. Er verbrachte das Schuljahr 2023/24 in Texas in den USA.

«Ich wollte mich selbst herausfordern und Neues lernen»

Als meine ältere Schwester in der Westschweiz im Sprachaustausch war, hat mich das neugierig gemacht. So etwas wollte ich auch erleben. Im Gegensatz zu ihr zog es mich in ein englischsprachiges Land, wegen unserer englischen Wurzeln.

Die Organisation, die meinen Sprachaufenthalt betreut hat, hat mich in der Nähe von Brighton, England, platziert. Anfangs war es schon eine Herausforderung, in einer fremden Umgebung zu leben, alleine zu reisen und so meine Komfortzone zu verlassen.

Doch ich habe in Brighton unvergessliche Erfahrungen gemacht. Ich bin viel selbstständiger und selbstbewusster geworden, und natürlich hat sich auch mein Englisch verbessert. Das Beste aber sind definitiv die engen Freundschaften, die ich während dieser Zeit geknüpft habe – zu meiner Gastfamilie und Jugendlichen aus England und aller Welt.

Pauline Pesse ist 16, besucht die Kantonsschule Wiedikon und verbrachte das Herbstsemester 2024/25 in Brighton, England.

«Ich wollte das Leben in einer Grossstadt kennenlernen»

Ich hatte schon immer eine Faszination für Grossstädte wie London oder New York. Leider gab es in New York keine Möglichkeit für einen Austausch und so bin ich in London gelandet. Ich kannte die Stadt schon von Ferien und mochte sie sehr. Während meines fünfmonatigen Aufenthalts habe ich sie ausführlich erkundet und konnte so das Flair einer Grossstadt erleben – genau wie ich mir das gewünscht habe.

Die Schule war nicht sehr herausfordernd, deshalb hatte ich genügend Zeit, um durch die Stadt zu spazieren, Pärke und Cafés zu entdecken und Kulturveranstaltungen zu besuchen. Der Besuch der «Rocky Horror Picture Show» mit meinen Gasteltern und meiner Gastschwester war ein Highlight meines Sprachaufenthalts.

Einerseits war es toll, dass ich nicht viel Schule hatte und so Zeit fand, die Stadt zu entdecken. Gleichzeitig war mir aber auch langweilig, weil ich es vermisste, neue Dinge zu lernen. Das macht mir nämlich grossen Spass.

Rachel Nedved ist 16 und besucht die Kantonsschule Wiedikon. Sie verbrachte das Herbstsemester 2024/25 in London, England.