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Wenn eine Biologiestunde eine Zwischenstunde interviewt

«Woran denkst du, wenn du ‹Zwischenstunde› hörst?» Das war die Leitfrage des Kreativ-Wettbewerbs «Zwischenstunde» der Zürcher Mittelschulen. Milo Sprecher hat geantwortet – mit einem Interview. Sein Beitrag wurde von der Jury prämiert.

21. Mai 2021

Biologiestunde: Herzlich willkommen zu unserem Treffen.

Zwischenstunde: Hallo, ich danke Ihnen.

Könnten wir bitte gleich loslegen, schließlich habe ich nicht ewig Zeit, denn ich werde heute von der 1a gebraucht. Erste Frage: Ist es ein Problem für Sie, nicht im Stundenplan vorzukommen?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin schliesslich trotzdem sehr beliebt.

Mathe- und Sportstunde schalten sich ein.

Mathestunde: Positiv. Das hat sich als logisch erwiesen. Glauben Sie mir, mit meinen Berechnungen liege ich nie falsch.

Sportstunde: Sie und Ihre Berechnungen. Solange Sie so unsportlich sind, nützen Ihnen Ihre Berechnungen sowieso nichts.

Mathestunde: Wie bitte? Ich bin sehr sportlich, immerhin kann ich am Trapez turnen.

Biologiestunde: Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Streitigkeiten beilegen würden, dann könnte ich das Interview fortführen.

Zwischenstunde: Ja, bitte.

Ist es schlimm für Sie, dass die Schüler bei Ihnen nichts lernen?

Nein, das ist wirklich kein Problem, denn es ist nicht so. Den Schülern wird es bei mir selbst überlassen, ob sie etwas lernen oder nicht. Wobei... oftmals lernen sie wirklich nichts.

Empfinden Sie sich eher als Ein-oder Mehrzeller?

Machen Sie sich etwa lustig über mich? Ich bin etwas Besonderes, denn ich komme wie gesagt nicht im Stundenplan vor und ich bin nicht immer voraussehbar. Es macht mich auch immer wieder fröhlich, wenn ich sehe, dass die Kinder Freude an mir haben und die Zeit, die ich ihnen gebe, auch sinnvoll umsetzen. Bei euch lernen sie vielleicht etwas, aber die Schüler und die meisten Studenten mögen mich.

Okay. Was mögen denn die Schüler an Ihnen?

Darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren. Ich glaube, sie mögen, es wenn eine von Ihnen ausfällt, weil sie dann meistens weniger zu tun haben.

Mathestunde: Auch positiv. Wir anderen können schon ziemlich anstrengend sein. Ich zumindest.

Zwischenstunde: Ha! Ich ich hab’s gewusst.

Kann schon sein, aber jetzt zurück zum Interview. Ist es für Sie speziell, dass «Zwischenstunde» nicht als Fach angesehen wird?

Nein, gar nicht, denn ich werde immerhin als Stunde wahrgenommen und überhaupt, genau das macht mich besonders.

Ist es denn ein Problem für Sie, dass es in Zwischenstunde keine Hausaufgaben gibt? Ich ahne Ihre Antwort schon, aber trotzdem…

Es ist für mich schon nicht so toll. Vor allem an Tagen, in denen ich viel zu tun habe, würde ich schon gerne spezielle Hausaufgaben erteilen.

Mathestunde: Leider negativ. Zu diesem Nicht-fach kann es keine Aufgaben geben, weil die Schüler in der Zwischenstunde meist die Zeit für das ausgefallene Fach benötigen.

Zwischenstunde: Nicht immer, manchmal trödeln sie einfach nur herum, hängen an ihren Handys und sind in ihren Gedanken versunken.

Biologiestunde: Bei mir lernen sie immer etwas.

Zwischenstunde: He! Hier geht es um mich.

Gut... dann noch die letzte Frage: Was ist die grösste Herausforderung in Ihrem Leben als «Stunde»?

Also... Manchmal steht mir das Ungeplante schon ein bisschen im Wege. Einfach so plötzlich Zwischenstunde kann schon ein wenig nervig sein.

Mathestunde: q.e.d!

Serie «Zwischenstunde»

Der Kreativ-Wettbewerb mit dem Motto «Zwischenstunde» wurde im Dezember 2020 lanciert. 131 Beiträge trafen in den beiden Kategorien «Bild» und «Text» ein, fünfzehn davon wurden prämiert. In dieser Serie werden sie vorgestellt.