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In den Pausen ruft die Arbeit

Sie ziehen hinter den Kulissen die Strippen und halten alle Fäden zusammen: die Mitarbeitenden der Schulsekretariate. Ein Besuch auf dem Sekretariat der Kantonsschule Hottingen zeigt: Arbeit wird nicht immer durch Pausen unterbrochen, sondern manchmal auch durch Arbeit.

16. Februar 2022

Es dauert nur wenige Augenblicke und schon stehen sie da. Die eine mit suchendem Blick, der andere mit einem kleinen gelben Heft in den Händen, die dritte kichert mit ihrer Freundin. Es ist Montag, kurz vor halb zehn, und es hat gerade zur Pause geklingelt.

Pausenzeit heisst für Susan Graf, Sara Berlinger und Claudia Burri: Türe auf und bereit sein. Die drei Frauen teilen sich zwei Vollzeitstellen als Sekretariatsmitarbeitende an der Kantonsschule Hottingen. Seit Corona hat das Sekretariat immer in den Unterrichtspausen geöffnet – und dann kommts schon mal zu Stau vor dem Schalter.

Der junge Mann mit dem gelben Heft will wissen, wie lange er noch Zeit hat, seine Absenz vom Klassenlehrer unterschreiben zu lassen. «Wenn Sie krank waren, haben Sie sieben Tage Zeit dafür», erklärt Susan Graf und dreht sich dann mit einem freundlichen «Hoi» zu einem älteren Mann um. «Ich möchte die Zeugnisse fürs G2a abholen», sagt der und Susan Graf eilt zum Fenstersims. Dort liegen sie gestapelt bereit, die Semesterzeugnisse, und warten darauf, von den Klassenlehrpersonen abgeholt und an die Schüler*innen verteilt zu werden. «Wenn jemand in Quarantäne oder Isolation ist, lass es mich wissen, wir schicken es dann», informiert Susan Graf, drückt dem Lehrer die Unterlagen in die Hand und wendet sich der nächsten Person zu.

Checklisten sorgen für einen reibungslosen Ablauf

Der Februar ist eine stressige Zeit für Susan Graf und ihre Kolleginnen. Es ist die Zeit der Notenabgabe, der Notenkonvente, der Zeugnisvergabe. Und schon in wenigen Tagen ist die Anmeldephase für die Aufnahmeprüfungen zu Ende. Dann wird klar sein, wie viele Jugendliche im März zu den Prüfungen antreten werden. Was wiederum für Susan Graf bedeutet: Zimmer koordinieren, Aufsichtspersonen organisieren, Corona-Massnahmen konsultieren. Letztere ändern laufend und es ist durchaus möglich, dass es kurz vor knapp doch mehr Zimmer und Aufsichtspersonen braucht.

Die Koordination der Aufnahmeprüfungen ist Susan Grafs Aufgabe. Genauso wie die Geburtstagskarten, die an aktive und pensionierte Lehrpersonen und Mitarbeitende verschickt werden. Die drei Sekretärinnen haben die Dossiers unter sich verteilt, sind aber stets miteinander im Austausch. Checklisten sorgen dafür, dass alles effizient erledigt wird, und ermöglichen es, sich bei Abwesenheiten gegenseitig zu vertreten.

Manchmal passiert alles gleichzeitig

Die Pause ist fertig und es kehrt Ruhe ein. Susan Graf und Claudia Burri haben jetzt Zeit, sich den Aufgaben zu widmen, die neben der Schaltertätigkeit anfallen. Sara Berlinger ist heute im Homeoffice, seit der Pandemie arbeiten sie jeweils zu zweit vor Ort im Sekretariat.

«Das Homeoffice ist ein Segen für uns», schmunzelt Susan Graf. «Dort kann man in Ruhe arbeiten, ohne Störung durch Telefon oder Schalter.» Und fügt gleich ernst hinzu: «Aber eigentlich ist das das Schöne an meinem Job: die Abwechslung. Es läuft immer etwas, es ist ein tolles, lebhaftes Umfeld.» Aber man müsse sich schon daran gewöhnen, dass man 45 Minuten an etwas dran sei und dann wieder unterbrochen werde.

Susan Graf und ihre Kolleginnen wissen nie, was sie erwartet, wenn sie die Türe zum Sekretariat öffnen. Manchmal taucht niemand auf, manchmal «räblets» eine Viertelstunde lang.

Ein ungewöhnlicher Spickzettel

Meist kommen die Jugendlichen wegen Absenzen. Eine Schülerin hat Bauchschmerzen und geht nach Hause, einer anderen tut der Kopf weh und der dritte hat was Falsches gegessen. Manchmal, lachen Claudia Burri und Susan Graf, sei es offensichtlich, dass die Schüler*innen flunkern. Aber es sei nicht ihre Aufgabe, das zu kontrollieren. Auch verlorene Gegenstände und die raren Parkkarten für die Lehrpersonen sind Dauerbrenner auf dem Sekretariat.

Es gibt auch ungewöhnliche Anliegen. So suchte die Ausgleichskasse mal nach einem Schüler, der angeblich in Hottingen eingeschrieben war. Da er in der Datenbank nicht zu finden war, wurde klar: Die Schulbestätigung, die er bei der Ausgleichskasse eingereicht hatte, war gefälscht.

Susan Graf legt den Jahresbericht auf den Tisch. «Hier drin gibt es von jeder der über hundert Lehrpersonen ein Foto», erklärt sie. «Es ist mir auch schon passiert, dass jemand an den Schalter kam und ich danach spicken musste, mit wem ich gerade geredet habe.» Sie lacht laut auf.

Wer weiss Rat? Das Sekretariat

Auf der Website der Schule steht: «Das Sekretariat ist die zentrale Anlaufstelle für (fast) alle Probleme, die Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern im Zusammenhang mit dem Besuch der Kantonsschule Hottingen bewegen.»

Susan Graf bestätigt: Die Sekretärinnen sind immer bestens darüber informiert, was an der Schule passiert und in vielem involviert, das an der Schule läuft. Sie arbeiten eng mit den anderen Mitarbeitenden der Schule zusammen – IT, Hausdienst, Mediothek, Schulleitung und Lehrpersonen. Gerade will sie erzählen, wie das in der Praxis abläuft, da läutet es zur Pause. Susan Graf steht auf, öffnet die Türe und eilt zum Schalter.

Wo ist Frau Wagner? Wie viel kostet ein neues Absenzenheft? Wurde meine Legi abgegeben? De Storä isch scho wieder kaputt. Zeugnis. Schlüssel. Ich habe meine Kappe verloren.