Auf verschlungenen Wegen zum Lehrberuf

Studium, höheres Lehramt, Lehrberuf – so verläuft der gängige Weg einer Mittelschullehrperson. Doch nicht immer ist der direkte Weg der passende. Drei Beispiele zeigen, auf welchen Wegen man zum Lehrberuf gelangen kann.

19. Apri. 2024

Markus Schartner

Seit zwölf Jahren unterrichte ich Geografie. Dass ich einmal Mittelschullehrer sein werde, hätte ich selber lange nicht gedacht. Nach der Sekundarschule absolvierte ich eine vierjährige Lehre zum Elektroniker. Die Lehrzeit gehört zu meinen wichtigsten Lebenserfahrungen und bis heute habe ich eine Faszination für technische Geräte, vor allem für analoge.
 
Doch bereits während der Lehre wusste ich, dass ich nicht in diesem Beruf alt werden möchte. Da draussen wartete schliesslich die grosse weite Welt auf mich! Ich ging auf Reisen und entschied mich, die Industrie hinter mir zu lassen und wieder in die Schule zu gehen. Ich wollte lernen, Neues erfahren und meinen Horizont erweitern. Also ging ich an die KME, um meine Matura zu machen und studierte an der Uni Zürich Geografie.
 
Während des Studiums sammelte ich erste Lehrerfahrung an der KME und merkte, dass ich bei den Studis gut ankam und mir das Unterrichten Freude machte. Diesen Weg wollte ich weiterverfolgen und Erwachsene in Geografie unterrichten. Doch da gab es nicht viele Möglichkeiten, gefragter waren Geografielehrer an den Mittelschulen. Doch mir die Zeit mit Teenagern um die Ohren schlagen - eigentlich lieber nicht!
 
Trotz meiner Bedenken gab ich der Idee eine Chance, besuchte einige Gymiklassen und machte erste Stellvertretungen an Mittelschulen. Wider Erwarten gefiel es mir auf Anhieb sehr gut! Und das ist bis heute so geblieben.

Markus Schartner unterrichtet Geografie an der Kantonsschule Zürcher Unterland.

Jasmin Büeler

Jura studieren, Anwaltspatent erlangen, als Anwältin arbeiten – dieser gerade Weg ist für viele der richtige. Für mich war er es nicht. Obwohl mich das Studium der Rechtswissenschaft und die Anwaltstätigkeit immer wieder gepackt haben, merkte ich mit der Zeit, dass ich einen anderen Weg gehen möchte.
 
Ich wünschte mir mehr zwischenmenschliche Beziehungen und eine stärkere soziale Komponente im Beruf. Schon in der Primarschule machte es mir Spass, andere beim Lernen zu unterstützen und ab dem Gymnasium besserte ich mein Taschengeld mit Nachhilfeunterricht auf. Während des Studiums an der Universität St. Gallen bildete ich mich parallel zur Wirtschaftspädagogin aus, dachte damals aber noch nicht ernsthaft darüber nach, Lehrerin zu werden.
 
Während und nach dem Studium verfolgte ich das Berufsziel Anwältin, stieg in das Berufsfeld ein und erlangte schliesslich das Anwaltspatent. Doch schon in der Vorbereitungsphase auf die Anwaltsprüfung suchte ich nach einem Ausgleich und fand ihn in der Fortführung der pädagogischen Ausbildung. Über Stellvertretungen schnupperte ich in den Lehrberuf rein und entschied mich letztendlich für diesen Weg.
 
Heute bin ich froh über diese Entscheidung, obwohl sich einige darüber wundern, dass ich trotz der langen Ausbildung nicht Anwältin geworden bin. Der Lehrberuf ist herausfordernd und spannend, kein Tag gleicht dem anderen, und ich finde den Umgang mit den Jugendlichen sehr bereichernd und sinnstiftend. Und dennoch: Ich schliesse nicht aus, dass ich eines Tages doch noch als Anwältin tätig sein werde. Vielleicht kann ich die beiden Welten ja irgendwann zusammenbringen?

Jasmin Büeler unterrichtet Wirtschaft + Recht an der Kantonsschule Uster

Christian Egli

Ich habe an der ETH theoretische Physik studiert und obwohl ich damals parallel zum Studium das höhere Lehramt gemacht habe, wollte ich vorerst nicht Lehrer werden. Stattdessen verschlug es mich für die nächsten zehn Jahre in die Versicherungs- und Finanzwirtschaft. Ich habe in verschiedenen Rollen bei Grosskonzernen und Start-ups gearbeitet und auch selber eine Firma gegründet.
 
Dass ich dann doch Mittelschullehrer geworden bin, hat sich eher zufällig ergeben. Vor vier Jahren erwarteten meine Frau und ich unser drittes Kind und gleichzeitig geriet unser Fintech-Start-up in finanzielle Schieflage – auch verursacht durch die Coronapandemie. Das war eine grosse emotionale und finanzielle Belastung und ich brauchte eine Veränderung.
 
Als ich dann von einer Vakanz an der Kanti Rychenberg erfahren habe, nutzte ich die Chance – rückblickend die beste Entscheidung, die ich damals treffen konnte.
 
Da ich bereits ausgebildete Lehrperson war, war mein Quereinstieg unkompliziert möglich. Für andere, die in den Beruf einsteigen möchten, aber das höhere Lehramt nicht haben, sieht das anders aus und das finde ich sehr schade. Denn ich bin überzeugt, dass es sowohl für die Schüler*innen als auch für das Kollegium äusserst wertvoll ist, wenn auch Personen mit anderen beruflichen Erfahrungen unterrichten.
 
Ich bin der Meinung, dass man den Quereinstieg in den Lehrberuf fördern und vereinfachen sollte. Die lange Ausbildung und aufwändige Einarbeitungszeit ist abschreckend und auch ich wäre nie und nimmer Lehrer geworden, hätte ich das höhere Lehramt nicht bereits in der Tasche gehabt. Da gäbe es noch einiges zu optimieren!

Christian Egli unterrichtet Physik und Mathematik an der Kantonsschule Rychenberg.

Dein Einstieg in den Lehrberuf

Wie verlief dein Weg in den Lehrberuf? Schnurgerade oder über Umwege? Uns interessieren deine Erfahrungen, insbesondere, wenn du einen späten Quereinstieg gewagt hast. Melde dich bei Claudia (claudia.frei @ diezuerchermittelschulen.ch), wenn du uns davon berichten möchtest.

Beitrag: Der schönste Beruf der Welt

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