Dieser Beitrag erschien in:

T-Shirts, Mehlwürmer und «Power to Gas»: ein Nachhaltigkeitstag an der KZO

Gymnasiast*innen wissen: Ökologische Nachhaltigkeit ist wichtig. Doch wie kann man den eigenen ökologischen Fussabdruck verändern? Ein Projekttag an der Kantonsschule Zürcher Oberland zeigte Problemstellungen, aber auch konkrete Handlungsmöglichkeiten auf – hier erzählen die Schüler*innen von ihren Erkenntnissen.

26. Juni 2020

Die Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) ist seit 2013 Mitglied des Netzwerks der UNESCO-assoziierten Schulen. Im Frühlingssemester fand an der KZO für alle 4. Klassen des Langgymnasiums ein Projekttag zum Thema Nachhaltigkeit statt.

Die 4.-Klässler*innen, die sich ein Thema aus dem Angebot auswählen durften, setzten sich mit den Herausforderungen einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise auseinander und diskutierten Möglichkeiten, diese zu realisieren.

Die Texte der Klasse N4b berichten von ihren Erfahrungen. Weitere Texte kannst du auch im ersten Teil des Berichts über den Nachhaltigkeitstag lesen.

Unsere Nahrungsmittel und ihr Transport

Unsere Supermärkte sind zu jeder Jahreszeit mit jedem noch so exotischen Obst oder Gemüse ausgestattet, doch meist haben diese Nahrungsmittel einen langen Weg hinter sich, bevor sie dann hier in den Regalen landen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Schweiz ein kleines Land ist, welches nur 60 Prozent seiner Nahrung durch Eigenproduktion decken kann. Der Rest muss importiert werden, dabei gelten Spanien und Italien als die Hauptlieferanten.

Es ist jedoch erstaunlich, dass auch Lebensmittel wie Kartoffeln, die in der Schweiz eigentlich zu Tonnen verfügbar sind, aus dem nahen Ausland importiert werden, was wir bei einer Herkunftsuntersuchung von Produkten in Lebensmittelgeschäften, wie Coop, Migros oder Denner herausfanden. Deswegen sollten Produkte aus dem Inland noch kräftiger unterstützt werden, um unnötige Emissionen zu vermeiden.

Doch nicht nur die CO2-Emissionen, die beim Transport von Nahrungsmitteln entstehen, sind für unser Klima belastend, auch der Individualverkehr in unseren Städten ist zunehmend problematisch. Bei einer Verkehrsanalyse stellten wir fest, dass bei rund drei Viertel der Personenwagen der verfügbare Platz nicht vollständig ausgeschöpft wird. Im Gegensatz zu den 1.53 Personen, welche durchschnittlich in der Schweiz in einem Auto sitzen, sind es in Wetzikon nur knapp 1.3 Personen.

Wir in der Schweiz könnten sehr viel verändern: Vielleicht sollte man ab und zu in die Pedale treten, anstatt das Auto zu nehmen, oder auf seine Lieblingsfrucht verzichten, denn nur so kann man die CO2 Emissionen verringern.

Der wahre Preis eines T-Shirts

Wie wird ein T-Shirt produziert? Unter welchen Bedingungen? Wie viel verdient eine Näherin pro Tag an einem T-Shirt? Wie viele Kilometer legen unsere Kleidungsstücke zurück? Diese Fragen haben wir SchülerInnen im Workshop «Fair Fashion» zunächst mit Vertreter*innen der Organisation Public Eye thematisiert.

Die Textilindustrie verursacht jährlich einen Ausstoss von 4 Gigatonnen C02 und ist damit verantwortlich für rund 8 Prozent aller schädlichen Emissionen. Doch die billige Produktion von Kleidung ist nicht nur fatal für die Umwelt, sie bringt auch eine grosse soziale Ungleichheit und viel Unrecht mit sich. In Entwicklungsländern arbeiten tausende von Menschen täglich über 12 Stunden, um von einem Hungerlohn ihre Familien ernähren zu können. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel, die Angestellten sind oft ungeschützt Giftstoffen ausgesetzt und es besteht ein hohes Risiko für Arbeitsunfälle. Gewerkschaftliche Organisation wird unterdrückt, Frauen werden diskriminiert.

Doch wie können wir, die Käufer der billig hergestellten Kleidungsstücke, etwas gegen diese Umstände unternehmen? Im Workshop «Fair Fashion» haben wir viele Möglichkeiten zum nachhaltigen Umgang mit Kleidung kennen gelernt. Die Einfachste davon ist, auf den eigenen Konsum zu achten und bewusst nur dann Anziehsachen einzukaufen, wenn es wirklich nötig ist. Auf nachhaltige Labels ist beim Neukauf nicht immer Verlass. Die Textilindustrie ist eine der undurchsichtigsten überhaupt, unter anderem dadurch, dass viele Schritte an verschiedenen Orten nötig sind, um ein Kleidungsstück herzustellen.

Es gibt jedoch auch in der direkten Umgebung Möglichkeiten, die eigene Garderobe aufzubessern, ohne dabei den Planeten zu belasten. So werden beispielsweise Tauschmärkte veranstaltet, es eröffnen immer häufiger Brockis oder Second-Hand-Läden und auch auf Flohmärkten sind bestimmt neue Inspirationen und potenzielle Lieblingskleider zu finden.

Bei einem Besuch im Brocki hatten wir die Möglichkeit, kreative Outfits aus den Kleidern dort zusammenzustellen. Es waren einige interessante Einzelstücke zu finden und die wenigsten aus der Gruppe gingen mit leeren Händen zurück an die KZO.

Text: Lisa Zraggen, Gemma Dalla Lana, Mirco Martin und Delia Politano, KZO

Mehlwürmer – das Rind der Zukunft?

Fleischersatzprodukte erobern zurzeit rasend schnell den westeuropäischen Markt. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach ökologischen und ethisch vertretbaren Alternativen haben wir uns am UNESCO-Projekttag den verschiedenen Ersatzprodukten gewidmet.

Die Surrogate zu den gewohnten Tierprodukten reichen von Jackfruits, welche auf Bäumen wachsen bis zu laborativ hergestelltem «In Vitro-Fleisch». Wir stellten jedoch schnell fest, dass nicht alle Fleischersatzprodukte tatsächlich ökologischer sind als die Originalprodukte.

Auch bezüglich der enthaltenen Nährstoffe gibt es grosse Unterschiede. Während zum Beispiel ein Insekt im Schnitt zur Hälfte aus Protein besteht, enthält die Jackfruit rund drei Viertel Wasser und ist keine nennenswerte Proteinquelle. Des Weiteren sind die Insekten den Rindern bezüglich der benötigten Ressourcen und dem Platz deutlich voraus. Auch verursachen sie kaum Abfallprodukte, da man sie so gut wie vollständig essen kann.

Schlussendlich kann man also sagen, dass es viele positive Aspekte gibt, wenn man auf Insekten als Fleischersatz- oder Ergänzungsprodukte zurückgreift. Ethisch gesehen ist jedoch auch das Insekt noch immer ein Lebewesen, welches aufgrund der menschlichen Gelüste oder angeblichen Bedürfnisse getötet wird.

Power to Gas

Wenn alle Menschen ihre Autos nur noch Erdgas oder Biogas betanken würden, könnten wir in der Schweiz den Energieverbrauch enorm reduzieren. Es existieren auch schon Fahrzeuge, welche mit Wasserstoff fahren. Leider gibt es aber in der ganzen Schweiz nur zwei Tankstellen, bei welchen man Wasserstoffautos auftanken kann.

Nachdem im Workshop am Morgen zunächst ein grobes Konzept des «Power to Gas» erklärt wurde, sahen wir in Dübendorf bei der EMPA die Dinge in der Praxis. Beispielsweise produzieren Solarpannels aus Sonnenenergie Strom, und es gibt auch solche, die für das Warmwasser verantwortlich sind. Diejenigen für das Warmwasser funktionieren jedoch ein wenig anders als die «normalen». Man erzeugt nicht erst Strom, mit dem man dann das Wasser aufwärmt, sondern lässt das Wasser direkt durch Rohre auf dem Dach laufen, wodurch es aufgewärmt wird.

Ebenfalls bekamen wir einen Einblick in die verschiedenen Tankstellen, es wurde uns also gezeigt, wie die «normale» Tankstelle (Gas- und Dieseltankstelle) sowie die Wasserstofftankstelle und die Ladestation (Stromtankstelle) funktionieren.

Elektroautos haben Vor- aber auch Nachteile: Sie sind viel umweltfreundlicher als herkömmliche Autos und auch leistungsstärker, in der Herstellung schneiden sie aber schlechter als normale Autos ab, da die Produktion der Batterie sehr aufwendig und umweltschädlich ist.

Es war ein sehr spannender Tag.

 

Die UNESCO-Schulen

Die KZO ist seit 2013 Mitglied des Netzwerks der UNESCO-assoziierten Schulen. Diese über die ganze Welt verteilten Schulen sind verpflichtet, sich in besonderem Mass für die Ziele der UNESCO einzusetzen, für Frieden, Einhaltung der Menschenrechte, kulturelle Verständigung und auch für nachhaltige Entwicklung. Es gibt an der KZO seit mehreren Jahren diverse Angebote, die an diese Ziele anknüpfen: so zum Beispiel das Projekt DFA (Deutsch für Asylsuchende) oder die vom Freifach «Politik über Mittag» für die Schülerschaft organisierten Podiumsdiskussionen.