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Mittelschulen brauchen rund 500 neue Lehrpersonen

Bis 2033 werden die Schüler*innenzahlen an den Maturitätsschulen im Kanton Zürich weiterhin markant ansteigen – und mit ihnen der Bedarf an neuen Lehrpersonen. Dr. Fabian Ryffel, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamts, gibt einen Einblick in diese und weitere Veränderungen in den kommenden Jahren.

29. Mai 2020

Seit 2001 steigen die Schüler*innenzahlen an den Maturitätsschulen im Kanton Zürich stetig an. Vor 19 Jahren waren es noch 15'500 Schüler*innen, im Jahr 2017 betrug deren Anzahl 16'800 und für das Jahr 2034 prognostiziert das Statistische Amt des Kantons Zürich 21'500 Schüler*innen. Wohin mit den 4400 neuen Schüler*innen, die es in den nächsten 14 Jahren geben soll? Und vor allem: Wer soll sie unterrichten? 

Dr. Fabian Ryffel, Beauftragter Mittelschulen und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes (MBA), gibt Auskunft: «Bis 2033 sind rund 370 zusätzliche Vollzeitstellen zu besetzen.» Das entspreche aber nicht derselben Anzahl Lehrpersonen, präzisiert er. «Da Lehrer*innen mehrheitlich Teilzeit arbeiten, werden rund 500 neue Lehrkräfte gesucht.» Dass es immer mehr Schüler*innen gebe, sei ausschliesslich auf das demographische Wachstum und nicht etwa auf eine erhöhte Maturitätsquote zurückzuführen, betont Ryffel zudem.

Welche Fächer benötigen am dringendsten mehr Lehrer*innen? 

In den kommenden Jahren wird der Fächerkanon an Maturitätsschulen im Kanton Zürich angepasst. Dies geschieht im Rahmen des Projekts «Gymnasium 2022». So werden bald auch für gänzlich neue Fächer Lehrpersonen benötigt. «Üblicherweise ist es für die Schulen schwierig, für die Fächer Französisch, Mathematik und Physik Lehrer*innen zu finden», sagt Ryffel. Nun könnten durch den neuen Fächerkanon weitere Engpässe hinzukommen. 

«Die wichtigste Anpassung ist die geplante Einführung des obligatorischen Fachs Informatik auf der gymnasialen Oberstufe ab 2022», führt er aus. Dies sei von der Schweizer Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) vorgegeben. Im Kanton Zürich seien vier Jahreslektionen Informatik vorgesehen. Trifft dies ein, müssten 30 Vollzeitstellen besetzt, beziehungsweise 60 bis 100 Lehrpersonen gefunden werden. «Das ist für die Bildungsdirektion natürlich eine grosse Herausforderung», sagt Ryffel.

Weitere geplante neue Fächer sind «Religionen, Kulturen, Ethik» auf Stufe Untergymnasium sowie das Schwerpunktfach «Philosophie/Pädagogik/Psychologie» am Obergymnasium. Zudem sollen auch die MINT-Fächer gestärkt werden – insbesondere am Untergymnasium. Die Anpassungen werden zurzeit vorbereitet und der Bildungsrat beschliesst das entsprechende Reglement voraussichtlich im Frühjahr 2021.

Neue Infrastruktur muss her

Für die vielen neuen Schüler*innen braucht es auch zusätzliche Infrastruktur. Die Kantonsschule Uetikon am See hat im Schuljahr 2018/19 eröffnet und geplant ist, dass 1000 bis 1500 Schüler*innen langfristig darin Platz finden werden. Die Kantonsschule Zimmerberg wird im Schuljahr 2020/21 eröffnet und wird dereinst 1000 bis 1500 Schüler*innen beherbergen können. Zudem wird die Kantonsschule Limmattal ausgebaut. Weitere Massnahmen sind in Planung.

Infoveranstaltung für angehende Lehrer*innen

Am 15. Januar 2020 fand der Informationsanlass «Lehrberuf Maturitätsschulen» an der Universität Zürich statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Universität Zürich, der Eidgenössischen Technischen Hochschule, dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt und Impuls Mittelschule organisiert. Ziel: Interessierte für den Lehrberuf begeistern. 240 Frauen und Männer jeden Alters und akademischen Hintergrundes waren anwesend. Weshalb sie sich für den Beruf interessieren und was ihnen Sorgen macht, liest du hier. Der nächste Informationsanlass findet am 20.01.2021 statt.