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Sprachaustausch in Zeiten von Corona

Während einer Pandemie nimmt geografische Distanz einen ganz anderen Stellenwert ein. Bei den Immersionsklassen (D/F) der Kantonsschulen Zürich Nord und Freudenberg wird der Sprachaustausch innerhalb der Schweiz seit zehn Jahren als Chance wahrgenommen. Ihn zu begünstigen ist nicht zuletzt auch deshalb wichtig, da er die nationale Kohäsion stärkt.

18. Dezember 2020

Jedes Jahr verbringen zwanzig bis dreissig Schüler*innen der 4. und 5. Immersionsklassen Deutsch/Französisch der Kantonsschulen Freudenberg (KFR) und Zürich Nord (KZN) ein Semester in der Romandie. Dieses Jahr ist ein ganz spezielles Jahr. Wegen der Pandemie gelten überall Einschränkungen und Schutzmassnahmen. Warum ist es wichtig, dass unter diesen Umständen trotzdem Sprachaustausche stattfinden?

Die Antwort hat Yann Lenggenhager, Mitarbeiter der neu gegründeten kantonalen Fachstelle Austausch und Mobilität. Er ist Koordinator für die Austausche mit der Romandie für die KFR und die KZN: «Zu Coronazeiten bleiben Austauschprojekte wichtig, um die Verbindung zueinander nicht zu verlieren. Jugendliche empfinden nach wie vor das Bedürfnis, sich mit anderen Realitäten zu konfrontieren; es ist Teil ihrer persönlichen Entwicklung. Dass dies nicht unbedingt weit weg sein muss, sondern auch innerhalb der Schweiz stattfinden kann, ist eine Chance, die zur Förderung der nationalen Kohäsion beiträgt und auch in Zukunft genutzt werden sollte.»

Radio RTS zu Besuch: Vorfreude und viele offene Fragen

Das Radio RTS La première hat Yann Lenggenhager und seine Klasse bei den Vorbereitungen des Austauschs besucht. Hier kann man den Beitrag auf Französisch hören.

Die Schüler*innen freuen sich auf ihre Sprachreise in die Romandie, die im Frühlingssemester 2021 stattfinden wird. Doch im Moment haben sie noch zahlreiche offene Fragen, die sie natürlich auf Französisch stellen:

«Est-ce que j’ose partir pour un séjour linguistique alors que sévit la pandémie?»
*Soll ich es wagen, während einer Pandemie einen Sprachaustausch zu machen?

«Est-ce que le concept sanitaire de mon école d’accueil me permettra de m’ajouter à une classe?»
*Erlaubt es das Schutzkonzept meiner Gastschule, mich als zusätzlichen Schüler aufzunehmen?

«Ma famille d’accueil est-elle tout de même d’accord que je vienne habiter chez elle?»
*Ist meine Gasfamilie trotzdem bereit, mich bei ihr wohnen zu lassen?

«Que se passera-t-il si un confinement est à nouveau décidé? Est-ce que je pourrai faire de l’enseignement à distance avec les profs de mon école d’accueil ou devrais-je rentrer à Zurich?»
*Was wird passieren, wenn es zu einem neuen Lockdown kommt? Kann ich dann im Fernunterricht mit meiner Gastklasse bleiben oder muss ich zurück in meine Zürcher Klasse?

«Si mes frères et sœurs d’accueil doivent rester à la maison, y aura-t-il encore de la place pour moi?»
*Hat es für mich noch Platz, falls die Geschwister meiner Gastfamilie selbst zu Hause bleiben müssen?

Schüleraustausche der Pandemiezeit anpassen

Die Fragen drehen sich rund um die Pandemiesituation und um die Herausforderungen, die sie für die Schüler*innen aber auch für die Pflegeeltern darstellt. «Die Antworten auf die Sorgen der einzelnen Schülerinnen und Schüler hängt von ihrer jeweiligen Situation ab. Es ist also wichtig, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Innerhalb der Vorbereitungslektion analysieren wir gemeinsam wöchentlich die aktuelle Lage und gehen auf die Bundesanordnungen und Kantonsrichtlinien ein», erklärt Yann Lenggenhager und fügt hinzu: «Unsere Herausforderung liegt darin, Schüleraustausche dieser Pandemiezeit anzupassen, damit der Kontakt zwischen den Regionen nicht verloren geht.»