Dieser Beitrag erschien in:

Aus der Praxis. Für die Praxis.

Der Übertritt von der Volksschule in die Mittelschule ist für jede Schülerin und jeden Schüler ein wichtiger Markstein. Das Projekt VSGYM setzt sich für faire Bedingungen beim Übergang ins Gymi ein. Der Dialog zwischen den Stufen trägt Früchte: zum Beispiel in Form von neuen, unterstützenden Lehrmitteln.

28. Juli 2021

Eine faire Chance für alle Schüler*innen beim Übertritt an die Mittelschulen: Dieses Motto hat sich das Projekt VSGYM (Schnittstelle Volksschule-Gymnasium) auf die Fahne geschrieben. Lanciert wurde es 2015 – mit dem Ziel, die Schnittstellen zwischen den Schulstufen genau anzuschauen, Schwierigkeiten anzugehen und das gegenseitige Vertrauen zu stärken.

Gut organisiert ist halb gewonnen

VSGYM ist ein Projekt von Praktikerinnen für Praktiker. Diese haben die Aufgabe, Probleme an der Basis wahrzunehmen, die Gründe dafür zu analysieren und gemeinsam unbürokratische Lösungen anzuregen. 2017 hat VSGYM erste Analysen und Vorschläge für Massnahmen in den Fächern Deutsch, Französisch, Englisch, Mathematik, Geografie, Geschichte und Natur & Technik/Naturwissenschaften präsentiert. Diese basieren auf einem Arbeitsprozess mit drei Phasen:

  • In Phase 1 setzen sich Lehrpersonen beider Stufen im Rahmen eines Fachdialogs mit Schnittstellenthemen in ihrem Fach auseinander. Dabei vergleichen sie Lehrpläne, Lehrmittel und andere schulspezifische Eigenschaften und schlagen Massnahmen zur Optimierung des Übergangs vor.
  • In Phase 2 diskutieren interessierte Lehrpersonen die Ergebnisse der Fachgruppen im Rahmen eines Regionaldialogs. Ziel dieses Schritts ist es, Schulen derselben Region an einen Tisch zu bringen, damit sie gemeinsam über konkrete Massnahmen nachdenken können.
  • In Phase 3 verarbeiten die Fachgruppen das Feedback aus dem Regionaldialog. Dieser Loop stellt sicher, dass die Ergebnisse jeweils breit abgestützt sind.

Die Studie 2017 hat gezeigt, dass der Anschluss insgesamt gut funktioniert. «Die Lehrpersonen beider Stufen sind in hohem Masse gewillt, Verantwortung für den Übergang zu übernehmen. Die Aufgabe ist gross», sagt Antonia Lüthy Haerter, «aber es gibt ein gemeinsames Verständnis für die Phase vor und nach dem Übertritt.»

Feine Abstimmung, faire Chance

Volksschule und Gymnasium sind zwei unabhängige Player im Bildungswesen, und daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Sie haben nur am Rand miteinander zu tun – aber dieser Rand ist wichtig, wenn der Übertritt von der einen zur anderen Stufe gelingen soll. «Je feiner die Abstimmung, desto fairer die Chance», sagt Antonia Lüthy Haerter, «gerade in der Mathematik. Da gibt es Operationen, die in der Sek wohl behandelt, aber viel weniger trainiert werden als im Gymnasium. Hier leistet das erwähnte Algebra-Training wertvolle Unterstützung.

Ähnliche Fragen der Abstimmung stellen sich auch an der Schnittstelle von Primarschule ins Langgymnasium. Dazu führt Christian Sommer, der im Rahmen von VSGYM für diesen Bereich zuständig ist, am 6. Oktober einen kantonalen Weiterbildungstag durch. «Bei diesem Übergang geht es weniger um den Schulstoff selbst, als vielmehr um faire Bedingungen für alle», sagt Lüthy Haerter. «Ich denke da beispielsweise an die Migrationsproblematik oder die Chancengleichheit für Schüler*innen aus bildungsfernen Familien. Wir vom VSGYM wollen sicherstellen, dass auch diese jungen Menschen eine Chance erhalten und ihr Potenzial voll ausschöpfen können.»

Klar ist, dass der Übertritt von der Volksschule ins Gymnasium auch in Zukunft für Gesprächsstoff sorgen wird. An der Schnittstelle kommen zwei Kulturen zusammen, die andere Schwerpunkte setzen und unterschiedliche Ziele haben. Und doch haben beide Seiten erkannt, wie wichtig eine konstruktive Zusammenarbeit ist. «Die Bereitschaft, gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen, ist gross», betont Lüthy Haerter, «wir begegnen uns wirklich auf Augenhöhe und verfolgen dasselbe Ziel: die Bedingungen für alle Schüler*innen zu verbessern.»

Dafür ist VSGYM da. Das Projekt verfolgt hohe Ziele und geht Schritt für Schritt seinen Weg. Viele neue Projekte sind angedacht, andere laufen bereits. Hier gibt es Vorstösse, da ein Angebot, dort ein neues Lehrmittel. Sie alle sind Puzzlesteine in einem Bild, das sich bei genauerem Hinschauen als gut begehbarer Weg zwischen Volksschule und Gymnasium herausstellt.

VSGYM

VSGYM steht für einen fairen Übertritt aus der Volksschule an die Mittelschulen des Kantons Zürich.
Mehr Informationen gibt es auf der Website von VSGYM.