Freud und Leid im Fernunterricht – Jugendliche über das digitale Lernen
Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, wurden am 16. März alle Schulen geschlossen. Die Schüler*innen der Zürcher Mittelschulen lernen von zuhause aus und erzählen im Beitrag, wie sie das finden.
27. April 2020
«Digitales Lernen ist ganz okay – zumindest eine gewisse Zeit lang.»
«Die Unterrichtszeiten sind im Fernunterricht die gleichen wie im regulären Unterricht. Da aber keine Prüfungen mehr stattfinden und der Schulweg wegfällt, habe ich viel mehr Freizeit als sonst. Ich geniesse es, mit meiner Familie zusammen zu sein und Dinge zu tun, die mir Spass machen. Jede Situation hat Vor- und Nachteile. Das war mir von Anfang an klar. Als die Schulen geschlossen wurden, freute ich mich zwar darauf, etwas Neues auszuprobieren, fürchtete aber bereits, dass ich meine Klasse vermissen würde. Tatsächlich fehlt mir der soziale Austausch und ich finde den Unterricht in der Schule auch viel interessanter als das Lernen zuhause. Zum Glück unterstützen mich meine Eltern sehr. Das ist keine Selbstverständlichkeit und wohl leider nicht bei allen Schüler*innen der Fall.»
Chiara Schönenberger, 15 Jahre, Kantonsschule Büelrain Winterthur
«Grossartig, keine Schule mehr!»
«Was habe ich mich gefreut, als ich erfahren habe, dass die Schulen geschlossen sind. Keine Schule mehr bis zu den Frühlingsferien, grossartig! Schnell wurde mir aber klar, dass ab jetzt Homeschooling angesagt ist. In meinem neuen Schulalltag gehe ich alles entspannter an: Ich stehe später auf und kann selber bestimmen, wann ich welche Aufgabe erledige. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch den Stoff besser aufnehme, aber es ist auch herausfordernd, selbstdiszipliniert zu arbeiten. Mit der Technik komme ich gut klar und die Arbeit mit den Programmen Teams und One Drive ist praktisch. Meine Freunde vermisse ich schon, aber wir telefonieren regelmässig und können so über alles Mögliche reden. Schön ist, dass ich nun mehr Zeit mit der Familie verbringe als sonst.»
Leonard Behr, 13 Jahre, Kantonsschule Zürcher Oberland
«Mein neuer Schulalltag ist ziemlich entspannt.»
«Anfangs befürchtete ich, dass die Lehrpersonen uns im Fernunterricht mit Aufgaben überschütten würden. Schnell stellte sich aber heraus, dass das nicht der Fall ist und die Lehrpersonen sehr verständnisvoll sind. Über das Tool Teams erhalten wir unsere Aufgaben und müssen diese zu einem bestimmten Termin abliefern. So kann ich selber bestimmen, wann ich welche Aufgabe erledigen will und ohne die Anfahrt zur Schule kann ich auch etwas später aufstehen. Wenn die Lehrpersonen uns ein neues Thema erklären wollen, machen wir das per Videokonferenz. Ich finde die Situation nicht besonders herausfordernd, habe aber das Gefühl, dass wir insgesamt weniger lernen als sonst. Auch das Vermissen der Klassenkameraden hält sich noch in Grenzen, weil wir uns in Videochats austauschen können und ich zwei Freunde ab und zu sehe.»
Elijah Bosonnet, 16 Jahre, Kantonsschule Büelrain Winterthur
«Ich vermisse meine Freunde und auch die Lehrpersonen.»
«Als ich hörte, dass die Schulen geschlossen werden, fragte ich mich, wie ich diese Zeit bloss überstehen sollte. Anfangs war alles neu, ich musste lernen, mit neuen Programmen zu arbeiten und mich zu organisieren. Aber bereits nach wenigen Tagen hatte ich eine Tagesstruktur etabliert. Dabei habe ich nicht nur die Lernzeit, sondern auch meine Pausen im Blick. Es ist ein anderes Lernen als im Präsenzunterricht, aber der Aufwand und der Schwierigkeitsgrad sind etwa gleich hoch wie üblich. Wenn ich die Lehrpersonen in der Videokonferenz treffe, tut mir das gut und auch die Gespräche per Facetime mit Freundinnen und Freunden sind wichtig für mich. Denn sie fehlen mir am meisten in dieser aussergewöhnlichen Zeit.»
Nadine Oswald, 13 Jahre, Kantonsschule Zürcher Oberland
«Die Situation ist vermutlich vor allem für die Lehrpersonen schwierig.»
«Zuerst habe ich mich darüber gefreut, dass die Schulen geschlossen werden. Als ich aber die Pressekonferenz des Bundesrates geschaut habe, habe ich mir Sorgen gemacht, wie es nun weitergehen wird. Wir wurden aber schnell von der Schule über das weitere Vorgehen informiert. Unsere Lehrpersonen gestalten den Unterricht unterschiedlich. Einige geben Aufträge, die wir bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigen müssen, andere machen Videokonferenzen und sind so präsenter. Die Unterrichtszeiten sind eigentlich die gleichen, wir müssen um 7.45 Uhr online sein. Das Lernen fällt mir leicht, ich muss zuerst selber nachdenken und kann nicht sofort die Lehrperson fragen. Ich mag den Fernunterricht, weil der Schulweg wegfällt und ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Mit meinen Freunden und Freundinnen halte ich via Social Media und Videochat Kontakt.»
Helena Graumann, 15 Jahre, Kantonsschule Büelrain Winterthur