Making-of einer virtuellen Ausstellung
Die 20. Ausgabe der Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten ist eine Premiere. Aus aktuellem Anlass verabschiedet sie sich aus der realen Welt und zieht ein in die virtuellen Räume des World Wide Web. Wie soll das gehen? Was ist zu tun? Und wer steht dafür gerade? Ein
Entstehungsbericht in vier Akten.
19. Mai 2020
Wer Neuland betritt, lässt das Gewohnte hinter sich. 19 Mal hat das Team von Impuls Mittelschule eine Ausstellung gestaltet, die Jahr für Jahr gezeigt hat, was Zürcher Gymnasien leisten und wozu ihre Maturand*innen fähig sind. Rund 1000 Arbeiten waren in dieser Zeit zu sehen – originelle, tiefsinnige, poetische Werke, von denen jedes einzelne eine ganz besondere Geschichte erzählt.
1. Der Käfer
Und plötzlich ist alles anders. Ein Virus breitet sich aus und nimmt die Welt in Geiselhaft. Das öffentliche Leben bricht zusammen, nichts geht mehr. Nicht einmal die Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten, die in diesen Tagen im Physikfoyer an der ETH Hönggerberg hätte stattfinden sollen. Was nun? Daumen drehen und absagen? Oder die Krise als Chance begreifen und sich in ein neues, virtuelles Abenteuer stürzen?
Natürlich gab es nur eine Lösung: die zweite. Und das neue Team war zugleich das alte. Jetzt konnte es beweisen, wie es mit einer Situation umgeht, die völlig aus den Fugen gerät und einen totalen Neustart erfordert.
2. Das Setting
Die Ausstellung war schon immer mit beträchtlichem Aufwand verbunden. Da gab es Vieles zu tun: Schulen anschreiben, Arbeiten einfordern, Plakate aufziehen, Vitrinen einrichten, Betreuer*innen kontaktieren, Probleme lösen, Gäste einladen, Ausstellung gestalten, Werbemittel entwerfen, Jury betreuen, Festakt organisieren, Netzwerk pflegen, Bewilligungen einholen, Reden vorbereiten, Medien bearbeiten. Hinzu kamen Fragen zu Geräteversicherung, Materiallagerung, Aufbau, Abbau, Transport.
Neu und entscheidend war der Faktor Zeit. Denn die Krise warf die Vorbereitung komplett über den Haufen. Was im Herbst geplant wurde, war mit dem Lockdown hinfällig geworden. Und so schnell, wie die Schulen auf die neue Situation reagierten, fiel auch der Entschluss, an der Ausstellung festzuhalten und sie virtuell auszurichten. Und damit begann die Arbeit von Neuem.
Zur zentralen Plattform wurde die Website www.maturitaetsarbeiten.ch. Hier sollten die Maturand*innen ihre Arbeiten präsentieren können, und dies so überraschend und spannend wie möglich. Frisch im Design, präzis in der Gestaltung, einfach in der Menüführung. Wer die Ausstellung betritt, sollte sich von Anfang an orientieren und wohlfühlen können. Denn der Ausstieg ist immer nur einen Klick entfernt.
3. Der Prozess
Und dann gings los. Überall taten sich Baustellen auf, die das Team, bestehend aus Mittelschullehrer*innen verschiedener Schulen, bearbeiten musste. Jede und jeder brachte die eigenen Fähigkeiten ein, die für das Endprodukt so wichtig waren. Ulrike Zeuch nahm die Rolle der Kuratorin ein. Sie organisierte, koordinierte und war in ständigem Kontakt mit Maturand*innen, Betreuer*innen und Schulleitungen. Armin Frischknecht war für die Gestaltung der Ausstellungsseite zuständig. Er brachte viele Ideen ein, skizzierte, entwarf, verwarf und liess nicht locker, bis sein Vorschlag alle begeisterte.
Den technischen Support besorgte Sebastian Schiendorfer. Er füllte Inhalte ab, vereinfachte die Abläufe und sorgte dafür, dass alles reibungslos funktionierte. Und im Hintergrund zog Marion Brändle die Fäden. Als Gesamtverantwortliche hatte sie das grosse Ganze im Blick, verlor die Details aber nie aus den Augen. Mit Videokonferenzen hielt sie das Team zusammen und sorgte trotz Homeoffice für einen einzigartigen Teamspirit.
4. Das Produkt
Seit gut einer Woche ist die Ausstellung ausgezeichneter Maturitätsarbeiten nun online. Nimmt man die vielen positiven Reaktionen zum Massstab, hat sich der Aufwand gelohnt. Wer die Website besucht, lässt sich ein auf eine Entdeckungsreise mit 54 komplett verschiedenen Destinationen. Vom Froschteich zum Chatbot, vom Polarlicht zur Girlpower, von der Feldpost zu Agar Agar und wieder zurück. Die Ausstellung lädt ein zum Eintauchen, Nachforschen, Hinterfragen und Staunen. Einmal mehr haben die Zürcher Maturand*innen geliefert. Ganz real. Aber auch virtuell.